Klassenbewussten Selbstschutz organisieren!
Wir leben wieder in Zeiten, in denen tagtägliche Angriffe auf Flüchtlinge zur traurigen Normalität geworden sind. Die Schwächsten unserer Gesellschaft werden dabei von der Politik immer wieder als Sündenböcke missbraucht. Soll bei der Rente oder bei der Obdachlosenhilfe eingespart werden, kommen Rechtspopulisten mit dem Argument, dass es wiederum den Flüchtlingen zu gut geht. Teile und herrsche ist die Devise solcher Antworten – die Ärmsten werden gegeneinander ausgespielt. Die Medien singen im Kanon zu diesem menschenverachtenden Geschwätz. Doch dabei bleibt es nicht: Die Radikalisierten sehen sich als Verteidiger ihres Volkes und legitimieren ihre Gewalttaten damit, als Speerspitze nur ihres Gleichen zu verteidigen. Diese Spirale geht immer weiter: Erst geht die Empathie verloren, dann schauen viele weg. Die Faschisten werden stärker. Die Rechtspopulisten und Konservativen haben schon längst ein geistiges Bündnis geschlossen und gesellschaftliche Normen werden neu ausgehandelt. Der Diskurs hat sich seit dem Einzug der AFD in die Parlamente weiter nach rechts verschoben, Flüchtlinge werden als Invasoren angesehen, vor denen sich geschützt werden muss. Sei es nötig, sogar mit Waffengewalt. Es werden wieder Menschen durch die Straßen gejagt, weil sie anders aussehen. Neonazis organisieren sich neu und stellen sich breiter auf, sie versuchen in einigen Regionen kulturelle Hegemonie zu erlangen, in anderen bewaffnen sie sich und treiben Kampfsport. Sie haben staatliche Strukturen durchdrungen, sind aktiv bei der Polizei, dem Geheimdienst oder der Bundeswehr. Die faschistische Gefahr wächst Stück für Stück und bedroht uns. Es wird Zeit dem organisiert entgegenzutreten.
Viele HamburgerInnen aus der linken Bewegung verkehren nur noch in Szenestadtteilen. In eben diesen sind Neonazis jedoch nicht präsent und der Eindruck entsteht, Hamburg hätte kein Problem mit Neonazis. Verlässt man jedoch die Innenstadtbereiche, wird deutlich, dass dies nicht der Realität entspricht. In den Speckgürtelstadtteilen von Hamburg, in Fußballvereinen, am Kiosk oder an anderen Orten trauen sich Rechte vermehrt ihre Ideologien zu verbreiten und offen zur Schau zu stellen.Ihr Organisationsgrad steigt und sie trauen sich Menschen zu bedrängen, vereinzelt sogar anzugreifen. In Hamburg hat sich der Antifaschismus in vielen Bereichen zu einem reinen Lifestyle entwickelt. Man trägt die passenden Shirts, hört die korrekte Musik, klebt die richtigen Aufkleber, aber bekommt den Arsch nicht hoch, wenn es darum geht die Strukturen der Faschisten zu zerschlagen. Uns reicht es nicht, in eigenen Zentren diverse Standards festzulegen und sich darin zurückzuziehen. Unser Engagement ist explizit dezentral ausgerichtet, nicht auf unser Viertel oder unsere Stadt bezogen. Es geht darum zur Stelle zu sein, wo antifaschistische Arbeit nötig und unterrepräsentiert ist. Vernetzung, Unterstützung und Solidarisierung mit bestehenden Strukturen, über Viertel- und Stadtgrenzen hinaus, ist von großer Bedeutung für aktive und effektive antifaschistische Arbeit. Wollen wir den Faschisten die Straßen streitig machen, müssen wir versuchen insbesondere die Menschen zu erreichen, die sich eben nicht in der linken Szene bewegen. Dabei gilt es die Menschen zu organisieren, die tagtäglich von diesem System ausgebeutet und an den Rand gedrängt werden. Denn diese haben ein reales Interesse, sich gegen dieses System und seine Kampfhunde zur Wehr zu setzen. Der Faschismus wird immer eine Krisenbewältigungsstrategie des Kapitalismus bleiben. Dies zeigt sich nicht nur historisch, sondern findet auch in aktuellen Konflikten statt. Der Faschismus als geltendes System ist dabei die barbarischste Form des Kapitalismus, der Klassenkampf wird im Interesse der Herrschenden kriegerisch gelöst. Die bürgerliche Demokratie greift auf die faschistische Bewegung zurück, ohne ihr die Macht zu überlassen. Der Verfassungsschutz finanziert und unterstützt personell faschistische Strukturen. Dies sind keine Ausrutscher, vielmehr halten sie ihren Kampfhund am Leben. Ein radikaler Antifaschismus muss ebenso dem Kapitalismus den Kampf ansagen und sich strategisch in der ArbeiterInnenklasse organisieren, wenn er den Kampf gegen Windmühlen gewinnen will.
Wir sehen immer wieder, wie der Staat Faschisten die Straße frei prügelt und AntifaschistInnen in Knäste wirft. Nur ein antifaschistischer Selbstschutz ist darauf die logische Konsequenz. Soll der bürgerliche Protest bunt und harmlos sein, wir wollen die Faschisten mit allen Mitteln und auf allen Ebenen bekämpfen. Lassen wir sie gewähren, entstehen Zustände, in denen wir Versklavte und Gejagte sind. Schaffen wir kollektive Strukturen, die im Stande sind, uns, unsere FreundInnen und unsere Viertel vor den Faschisten zu schützen!
Her zu uns!